Wir spulen 150 Jahre zurück. Januar 1871. Einer der einschneidendsten Momente der deutschen Geschichte findet auf französischem Boden statt: Deutschland geht als Sieger aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 hervor und proklamiert im Spiegelsaal von Versailles das Deutsche Kaiserreich. An dessen Spitze: der preußische König Wilhelm I. – nun erster deutscher Kaiser. Nach Jahrhunderten der Kleinstaaterei sind die Deutschen in einem Land vereint. De facto die Geburt einer Nation.

Numismatisch bedeutet dies – wenngleich die Münzen bis 1907 kursgültig bleiben – das Ende der Taler-Prägung. Der geeinte Nationalstaat braucht eine gemeinsame Währung und findet sie in der Mark. Der letzte Taler, der noch 1871 in Preußen geprägt wird, hat in vielerlei Hinsicht Symbolkraft: ein Siegestaler auf den Erfolg über Frankreich.

Die Mark als neue goldgedeckte Währung repräsentiert den Anspruch des jungen Kaiserreiches perfekt: Glanz und Gloria! Und sie überdauert dessen Monarchen um Jahrzehnte. 1888, die Jahreszahl ist eine beinahe legendäre Eselsbrücke, erlebt das Deutsche Kaiserreich binnen vier Monaten gleich drei Herrscher. Der Tod Kaiser Wilhelms I. – noch heute eine der populärsten Figuren deutscher Geschichte – nach 17 Jahren Regierungszeit läutet das Dreikaiserjahr ein. Und auch die darauffolgenden preußischen Könige und deutschen Kaiser Friedrich III. (wegen seiner kurzen Amtszeit häufig „99-Tage-Kaiser“ genannt) und Wilhelm II. finden sich in massiven Goldmünzen verewigt.

Wer in Bayern Urlaub macht, kommt an ihm nicht vorbei – an einem seiner Schlösser aber mit Sicherheit: Ludwig II., der als „Märchenkönig“ in die Geschichte einging. Seinen berühmten Spitznamen verdankt der bayrische König seiner beinahe kindlichen Weltabgewandtheit und Faszination für Kunst, vor allem aber seiner Vorliebe für opulente Prunkbauten. Die prächtigen Schlösser Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee, die während Ludwigs 22 Jahren Regentschaft ab 1864 entstehen, sind nicht nur architektonische Ausrufezeichen, sondern noch immer weltbekannte Besuchermagneten.

Exzentrisch gelebt, mysteriös gestorben – die Faszination Märchenkönig hat seither nichts von ihrem Reiz eingebüßt. Gleiches gilt für die Goldmünzen mit seinem Porträt – durch die Wirren zweier Weltkriege und Einschmelzungen zählen sie heute zu den meistgesuchten historischen Raritäten.